Alternative Paso Mayer
Alternative Paso Mayer

Theoretisch gibt es ab Villa O'Higgins drei Möglichkeiten, weiter in Richtung El Chaltén zu fahren. Zwei Boote bieten die Überfahrt über den Lago San Martín an (aktuelle Telefonnummer / Adresse bei der Tourist Info an der Plaza). Bei Robinson Crusoe kann man die reine Überfahrt buchen und für einen Aufpreis die Überfahrt plus Gletschertour. Das Boot hatte aber bei unserer Ankunft ein riesiges Loch im Bug und war fahruntauglich. Also wäre nur Alberto Lorenzo geblieben, doch es gab eine lange Warteliste und einige warteten schon über eine Woche auf die Überfahrt.

Also entschieden wir uns nach zwei Tagen Wartens für die Alternative Paso Mayer. Ein Grenzübergang nördlich von Villa O´Higgins nur für Fußgänger, Radfahrer und Reiter – die absolute Empfehlung!

Dazu muss man zunächst von Villa O´Higgins aus ca. 8 km zurück entlang der Carretera Austral. Bevor man den Rio Mayer überquert geht es dann rechts ab auf die Straße X-905 Richtung Paso Mayer. Man folgt dem sehr guten Schotterweg, vorbei an Flüssen, Seen und einem tollen Gletscher- und Bergpanorama. Ca. 48 km von Villa O´Higgins aus verlässt man dann die X -905 nach rechts und erreicht die chilenische Grenzstation. Nach Erledigung der Grenzformalitäten erklärte uns der Grenzbeamte den weiteren Weg, da die nächsten 6 km die eigentlich schwierigsten dieser Strecke sind – einen wirklichen Weg gibt es hier nicht. Außerdem sollten wir den einzigen dort lebenden Einheimischen fragen, der gerne bereit sei, Auskunft zu erteilen bzw. Reisende ein Stück weit zu begleiten.

Zunächst muss man aber den Rio Mayer überqueren – leider ohne Brücke, was aber kein größeres Problem darstellt. Der sehr hilfreiche Einheimische zeigte uns dann den richtigen Zugang auf den Pferdepfad, dem es ab jetzt zu folgen galt. Teilweise muss man schieben und die Fahrräder über kleine Bachläufe tragen, bis man den großen Rio Mayer erreicht. Hier geht es dann flussaufwärts am Ufer entlang, dann erreicht man den Rio Carreras. Auch diesem folgt man ein Stück flussaufwärts bis zu einer Hängebrücke (Pasarela). Dieser Abschnitt ist recht kräftezehrend, da man sich immer mal wieder durch Büsche kämpfen, das Fahrrad über ein paar (nicht tiefe) Flussläufe tragen und kleinere Hügel hoch hieven muss. Die Landschaft ist dafür ein absoluter Traum!

Bevor man die Hängebrücke überquert gibt es ein kleines, geschütztes Wäldchen, wo wir unser erstes Nachlager aufgeschlagen haben (km 53 ab Villa O´Higgins). Die Hängebrücke, eigentlich nur für Tiere gedacht, ist recht schmal, aber stabil, und wenn man das Gepäck vom Rad abnimmt gut zu schaffen. Auf der anderen Seite gibt es am Flussufer eine Art Fahrweg, den man suchen sollte, da man ab hier wieder radeln kann. Diesem Fahrweg folgt man, bis man auf einen Bach von links stößt und es ohne Flussüberquerung nicht mehr weiter ginge. Dem Bach entlang ein kleines Stück aufwärts folgen, dann kann man ihn überqueren. Anschließend führt der Weg links in den Wald hinein, und spätestens ab hier kann man wieder sehr gut fahren. Es geht durch Wald, über ein paar Wiesen (wo drei Tiergatter mit Toren zu passieren sind), und 12 km nach der Hängebrücke ist dann der argentinische Grenzposten erreicht und ein einzigartig tolles Stück Fahrradstrecke zu Ende.

Nachdem man auch hier die Grenzformalitäten erledigt hat, geht es auf einem gut ausgebauten Schotterweg weiter in Richtung Ruta 40, eigentlich immer geradeaus und einigermaßen flach. Ca. 25 km nach der Grenzstation kommt ein Fluss, wo man theoretisch sehr gut übernachten könnte. Da der Wind hier aber ziemlich blies – und zwar von hinten – fuhren wir noch weiter zum Rio Lista (km 58 ab der Hängebrücke). Der ist groß und sollte sicher Wasser führen; hier kann man im Schutz eines großen Erdwalls sein Nachtlager aufschlagen. Bis zur Ruta 40 sind es dann noch weitere 50 bis 60 km auf gutem Schotterweg. Auf etwa der Hälfte überquert man nochmal einen ausreichend Wasser führenden Fluss.

Für uns war diese Strecke eines der Highlights unserer gesamten Tour, daher unbedingt zu empfehlen, wenn man sich auf ein kleines Abenteuer einlassen will. Wir hatten auf unserem GPS-Gerät die OSM-Karte Chile / Argentinien. Auf dieser ist die Strecke eingezeichnet, sodass man selbst auf den 6 km, die ohne wirklichen Weg sind, kaum die Orientierung verlieren kann.


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